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Die Versöhnung mit Sumatra

b.keller

Die Ruhetage oder besser die Zwangspause hat gut getan. Ich konnte die Zeit nutzen um die ganze Bürokratie rund um die Verlängerung meines Indonesien-Visums zu erledigen. Drei Mal auf das Immigrationsbüro auf zwei Tage verteilt und jeweils bis zu zwei Stunden warten bis die Beamten Zeit fanden die nötigen Felder auszufüllen auf den Formularen. Deswegen musste ich auch eine weitere Nacht verlängern und absitzen und deshalb ‚Zwangspause‘. Beim zweiten Besuch hat mich eine Beamtin bestimmt darauf hingewiesen, dass ich zum morgigen Termin doch bitte Essen mitbringen soll für sie und ihr Team. Ich war verdutzt und lachte. Aber es war kein Witz, sie hat dies dann noch einmal  in aller Deutlichkeit unterstrichen. Wahrscheinlich hätten sie mich einen weiteren Tag oder mehr warten lassen, wenn ich keinen Lunch mitgebracht hätte. Andere Länder, andere Sitten.. Denke aber, dass ich mit dem Ablauf noch zufrieden sein darf, denn ich habe mit einem gesprochen der musste ganze 6 Tage auf seinen Eintrag im Pass warten. Wahrscheinlich hat der kein Essen mitgebracht.. zzz 🤷🏼‍♂️


Auch meinem entzündeten Auge hat die Pause gut getan, ist zwar noch nicht ganz gut aber zumindest etwas besser. Die Waldbrände die momentan hier in der Region wüten, legen die Stadt in eine Wolke und dies ist für die Augen wohl auch nicht das Beste. Nun will ich versuchen in 3 Tagen die Stadt Lampung zu erreichen, einen Tag dort Pause machen und dann in zwei bis drei Tagen in die 10 Mio.-Stadt Jakarta einfahren. Dort mache ich wahrscheinlich auch ein paar Tage Pause bevor es dann weiter geht. Zeit habe ich ja nun genügend mit der Visa-Verlängerung um weitere 30 Tage..


Weshalb Versöhnung? 

Ich habe heute zu meiner Freude am Radfahren und Weltenbummeln zurückgefunden. Nach 8 etwas frustrierenden Indonesien Tagen. Ich habe heute Morgen eine 38 Kilometer lange Nebenstrasse entdeckt, welche in Richtung Süden lief und ich nur mit ein paar Rollerfahrern teilen musste. Auch die restlichen knapp 100 Kilometer - zwar wieder auf der Hauptstrasse - aber mit deutlich weniger Lastwagenverkehr als sonst und daher auch mit weniger gefährlichen Situationen waren deutlich angenehmer als die Woche zuvor. Auch landschaftlich hat es heute ein paar Ausschnitte gegeben die sich vom sonst üblichen ‚tristen’ Bild etwas unterschieden haben und auch Höhenmeter hat es heute weniger gegeben. Zudem heute kein Regen und der starke Gegenwind hat dafür gesorgt, dass die Aschewolke von den Waldbränden in die andere Richtung wanderte. Der starke Wind ist für die Bekämpfung des Feuers zwar wohl auch ein Problem. Zudem hatte ich auch heute wieder schöne Begegnungen. Zum Beispiel; Ein 21 jähriger junger Mann hat mich sicher eine halbe Stunde lang begleitet, gut englisch gesprochen und viele schlaue Fragen gestellt. Er ist in der Ausbildung zum Polizisten und ich bin mir sicher, dass dies einer der Guten wird 👮🏼. 


Eine andere Begegnung war ganz und gar nicht lustig. Ein vielleicht 4 jähriger Bub ganz alleine vor einem Indigomaret-Laden am Boden liegend. Keine Schuhe, dreckige Füsse, Beine und Hände. Ich habe ihn natürlich mit Essen, Trinken und Geld versorgt aber der hat mir den ganzen Tag noch leid getan. In dem Alter schon alleine, das ist nur traurig und ein brutaler Start ins Leben. Mir ging alles durch den Kopf was ich hätte tun können, sollen, müssen… Ich hoffe, dass ein paar meiner Schutzengel dort geblieben sind und sich von nun an um den Buben kümmern 😔🙏🏼🙏🏼


Die Nacht verbringe ich heute wieder in einer schäbigen Bleibe aber die oben beschriebene Situation relativiert mein ‚Problemchen‘..




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